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tun oder lassen


Auch durch ungenügendes Verständnis der Art der Krankheit des Alkoholismus schien der Kampf wohl blind und unfair gewesen zu sein ? nichts als Schritte im Dunkeln ? die darauf hinausliefen, dass man das verzweifelte Gefühl bekam, die Anstrengungen haben mehr geschadet als geholfen. Geben Sie sich nicht selbst die Schuld daran. Was Sie erkennen müssen ist, dass sowohl Sie als auch der Alkoholiker Gefangener einer heimtückischen Krankheit sind, die Verwirrung, Verzweiflung und Angst verbreitet. Es ist keine Frage der Schuld, sondern des Verstehens. Ihre Lösung des Alkoholproblems liegt in der Erweiterung der Kenntnis, womit Sie es zu tun haben. Sobald Sie das erkannt haben, sind Sie viel eher in der Lage, einem Alkoholiker auf dem Wege zur schnelleren und völligen Wiedergenesung zu helfen. Aber selbst wenn die Wiederherstellung langsam zu sein scheint, sind Sie so eher in der Lage, für Sich und Ihre Familie eine glücklichere und natürlichere Heimatmosphäre zu schaffen. Die folgenden Vorschläge, die sich auf den heutigen Stand der Kenntnis des Alkoholismus und die Erfahrung von Angehörigen und Freunden von genesenden Alkoholikern stützen, werden Ihnen helfen, ein konstruktives Programm der Tat aufzubauen.

Lerne die Tatsachen über den Alkoholismus

Zum ersten Mal in der Geschichte kann mit Überzeugung gesagt werden, dass es für den Alkoholiker Hoffnung gibt. In der Tat ist der Prozentsatz der Genesung vom Alkoholismus unter denen, die sich helfen lassen wollen, höher als bei jeder anderen chronischen Krankheit.

Wir wissen, dass Alkoholismus eine Krankheit ist, eine zwingende, besitzergreifende Krankheit. Es ist nicht der Ausdruck eines schwachen Willens oder Unmoralität. Man braucht sich des Alkoholismus nicht zu schämen.

Sie sind heute ein gut Teil glücklicher als jene in den vergangenen Jahren die nur vermuten konnten, was mit ihren Partnern oder Freunden los war. Es gibt eine Menge gesunder und unvoreingenommener Informationen und Sie sollten alle Quellen ausschöpfen, die Ihnen zur Verfügung stehen. Einige von diesen sind: Selbsthilfegruppen und Beratungsstellen, die das Problem Alkoholismus verstehen. Ausgezeichnete Bücher über die Sache sind verfügbar und Listen hierüber können bei einer Organisation oder in der öffentlichen Bücherei eingesehen oder erhalten werden.

Sprich mit Jemandem, der den Alkoholismus versteht

Sprich auch mit jemand Anderen, nicht nur mit einem guten Freund oder einem Verwandten. Gute Freunde könnten so oder so voreingenommen sein und Dich überreden, einen Kurs einzuschlagen oder eine Haltung einzunehmen, die Dich verwirrter oder feindlicher denn je zurücklässt.

Menschen, die sowohl die Krankheit als auch Deine Gefühle, die damit verbunden sind kennen, können Dir am besten helfen, die Antwort für Deine vielen Probleme zu finden. Es gibt keinen Ersatz für das Wissen aus erster Hand von wieder hergestellten Alkoholikern. Sprich mit Mitgliedern von Selbsthilfegruppen und mit nicht alkoholischen Ehefrauen oder Ehemännern und Freunden von Alkoholikern. Wenn diese eingeweihten Menschen in Deiner Stadt in Gruppen zusammen geschlossen sind, hast Du Glück. Sie sind im Telefonbuch aufgeführt unter Al-Anon-Familiengruppen. Diese Gruppen existieren in erster Linie, um Menschen in Deiner Lage zu helfen. Die Mitglieder sind verständnisvoll und eingeweiht in Dein Problem, denn es ist genauso ihr Problem. Wenn Du in einer Gemeinde lebst, in der es keine Selbsthilfegruppen gibt, suche einen Arzt, Geistlichen oder Sozialangestellten auf, der die Krankheit kennt und Dein persönliches Familienproblem versteht

Sieh den Tatsachen ins Auge.

Eine intellektuelle Anerkennung der Tatsachen ist unerlässlich, aber wenn dieses Wissen nicht auch den Gefühlssektor erreicht, wird es nur ein wenig gut sein. Wenn Du Alkoholiker immer noch für Taten, die aus seiner oder ihrer Krankheit resultieren, tadelst, akzeptierst Du den Alkoholiker nicht als einen kranken Menschen, der dringend Hilfe braucht. Erinnere Dich in diesem Zusammenhang an die heftigen Gefühle der Unzulänglichkeit des Alkoholikers. Zeichen von Verachtung, Ekel oder Ungeduld gegenüber dem Alkoholiker veranlassen ihn nur zu weiterer (Alkohol-) Flucht.

Predige oder belehre nicht

Predigen oder Belehren, Nörgeln oder Überzeugen sind die häufigsten und nutzlosen Versuche, einem Alkoholiker zu helfen, besonders in der Sucht. Der Alkoholiker mag schon unter Schuldgefühlen leiden, deren Tiefe einem Nichtalkoholiker kaum verständlich sind. Der Alkoholiker hat sich selbst schon mehr Vorwürfe gemacht als Du ihm je machen kannst. Einen Alkoholiker an seine Verfehlungen, seine Vernachlässigungen der Familie, seine fehlende soziale Verantwortung und seine sozialen Fehler zu erinnern, ist mehr als er ertragen kann. Aus diesem Grunde hören sie sich an, soviel sie ertragen können und lassen den Rest einfach unbeachtet. Das Denken des Alkoholikers geht um zig Ecken, ob er nüchtern ist oder nicht. Wenn Du Erklärungen für gewisse Handlungsweisen von einem Alkoholiker forderst, förderst Du nur den Hang zum Lügen oder zwingst den Alkoholiker Versprechen zu geben, die er aller Wahrscheinlichkeit nach nicht halten:

Nimm keine Märtyrerhaltung an

Versuche Dich gegen eine Märtyrerhaltung zu schützen. Man kann diese haben ohne ein Wort zu sagen, aber man kann diese Haltung nicht vor einem Alkoholiker verheimlichen. Sensibilität ist so groß, dass sie die Haltung anderer ihnen gegenüber mehr durch Kleinigkeiten als durch Worte erfassen: Ein flüchtiger Gesichtsausdruck, ein anderer Tonfall oder auch nur die Körperhaltung. Ganz gleich, was Du sagst, wenn Du Skepsis, Verachtung, Scham oder Verdacht fühlst, werden sie es merken und darauf reagieren. Aus dem gleichen Grunde werden sie auch hören, wenn Freundlichkeit und Liebe in Deiner Stimme sind, selbst wenn Du etwas Schwerwiegendes zu sagen hast. Mit der Zeit werden sie dieses glauben und sich darauf verlassen.

Gebrauche nicht die Redewendung Wenn Du mich liebst

Dieser Gefühlsapell wirkt bei einem Alkoholiker nicht. Erinnere Dich: alkoholisches Trinken ist ein Zwang, es kann nicht durch Willenskraft kontrolliert werden. Aus diesem Grunde ist es auch zwecklos, ihnen zu schmeicheln, Versprechungen zu fordern oder ihnen zu drohen.

Mach keine leeren Drohungen

Es mag Zeiten geben, wo Du zu Deinem eigenen oder zum Schutze der Kinder gewisse Dinge tun musst, aber leere Drohungen lassen den Alkoholiker nur denken, Du meinst nicht was Du sagst. Meist tust Du es auch nicht und bist nur getroffen, verzweifelt oder ärgerlich. Wenn Du wirklich eine Drohung ausführen musst vergewissere Dich, dass Du sie sorgfältig durchdacht hast und soweit wie möglich an alle Komplikationen für Dich wie auch den Alkoholiker, die sich daraus ergeben, gedacht hast. Wie oft trifft etwas, was als Strafe für den Alkoholiker gedacht war oder als Abschreckung, nachher Dich selbst.

Verstecke oder vergieße keinen Alkohol

Versuche nicht zu zählen wieviel der Alkoholiker trinkt. Wenn Du ein Versteck entdeckst, unterdrücke um Gottes Willen den Impuls, es zu leeren und den Alkohol weg zu schütten. Es gibt nichts, was eine größere Zeit- und Geldverschwendung wäre. Außer, dass man den Alkoholiker in Zorn und Wut versetzt, gibt man ihm nur einen Grund, mehr Alkohol zu holen, was unweigerlich der Fall sein wird. Lass Dich nie dazu überreden, mit dem Alkoholiker zusammen zu trinken in dem Glauben, er oder sie trinke dann weniger. Es nützt nichts. Solange Du irgendwelches Trinken des Alkoholikers gut heißt, ist es für ihn leichter es hinauszuschieben, etwas dagegen zu tun. Jedenfalls können alle Hausmacher-Methoden Deine Gefühle etwas entlasten, treiben jedoch den Alkoholiker immer weiter von Dir und der Belastung fort.

Mache eine persönliche Inventur

Mache eine Inventur in der gleichen Art wie es die Mitglieder der AA machen. Viele haben dies als hilfreich erkannt. Die Inventur förderte überraschende Dinge zutage, die nicht unbedingt durch das Trinken des Alkoholikers verursacht wurden. Diese Feststellung wird Dich befriedigen genauso wie sie Dir Ruhe gibt, dass Du nicht der oder die einzige bist (von vielen Mitgliedern der Al-Anon-Familiengruppen bereits gemacht). Wir haben gefunden wie jeder andere, dass auch wir mit falschem Stolz, Selbstmitleid, Leere und allen Dingen, die zu einem egoistischen Menschen gehören, behaftet sind und wir stehen nicht über Selbstsucht und Unehrlichkeit. Wie unsere Alkoholiker angefangen haben, geistige Prinzipien in ihr Leben einzubauen, sehen auch wir die Notwendigkeit, das zu tun. Es bedurfte großen Mutes und großer Selbsterkenntnis, sich selber so zu sehen, aber Sie haben diese Inventur mit großer Strenge durchgeführt, obwohl es zur Zeit schmerzhaft sein mag. Gerade wenn Dein alkoholischer Partner oder Freund noch nicht den Weg zur Wiederherstellung gefunden hat, ist es vielleicht besonders wichtig, dass Du selbst eine persönliche Inventur machst.

Versuche, eine positive, besser durchdachte Haltung zu entwickeln

Dein alkoholischer Verwandter, Partner oder Freund wird nie so sein, wie Du ihn Dir erträumst, aber solange Du versuchst, ihn oder sie zu dem zu machen was Du meinst, was er sein sollte, wird er aller Wahrscheinlichkeit nach weiter das Bedürfnis zum trinken haben. Behandle den Alkoholiker nicht wie ein Kind, nur weil er oder sie zeitweise wie eines handeln mögen. Verweigere dem Alkoholiker nicht ein gewisses Bemuttern oder Bevatern. Erinnere Dich aber gleichzeitig, dass er oder sie viele erwachsene Angewohnheiten hat, die Du bisher nicht erkannt hast. Versuche Verantwortungen, die Du übernommen hattest, nach und nach zurück zu geben, besser als sie alle auf einmal zu übergeben. Fange an, den Alkoholiker Entscheidungen treffen zu lassen. Bitte ihn oder sie um Hilfe, wenn immer möglich. Bedenke, der Alkoholiker hat kein Vertrauen und fühlt sich weitgehend unselbständig. Fange an, dem Alkoholiker zu glauben. Mach ihm oder ihr klar, dass Du ihn oder sie brauchst, sonst hättest Du ihn oder sie längst verlassen.

Mach keine Bemerkungen über die Behandlungen

Wenn der Alkoholiker anfängt, Interesse für eine Alkoholbehandlung zu zeigen aber nur langsam in die Tat umsetzt, mache keine Bemerkungen darüber. Das gleiche gilt für eine Unterbrechung der Behandlung. Alkoholiker müssen ihre eigenen Entscheidungen treffen und fühlen, dass sie die gleiche Freiheit der Wahl haben wie jeder Erwachsene. Dränge sie nicht zur Aktion, lass sie aber gleich fühlen, dass Du glaubst, sie unternehmen etwas. Lass den Alkoholiker die Initiative und die Verantwortung für den ersten Kontakt übernehmen. Lass den Alkoholiker fühlen, dass Du an den Erfolg der Behandlung glaubst.

Nimm die Methode der Genesung ernst

Du magst der Ansicht sein, dass die Liebe oder der Respekt des Alkoholikers ausreichende Grundlage sein sollte, Wiederherstellung zu suchen oder ? nachdem der Alkoholiker sich solange auf Dich verlassen hatte ? magst Du Dich übergangen vorkommen, wenn er oder sie sich an Außenstehende um Hilfe wendet. Bedenke, wenn er oder sie Diabetes hätten, würdest Du nicht erwarten, der bloße Anlass zur Wiederherstellung oder der Weg der Wiederherstellung zu sein, noch würdest Du eifersüchtig auf den Arzt sein, der Deinen Diabetiker gesund macht.

Erwarte nicht sofortige Nüchternheit

Genau wie bei anderen Krankheiten gibt es eine Zeit der Rekonvaleszenz. Es mag slips geben oder trockene Betrunkene (auch Trinkende!). Und es wird mit Sicherheit schwierige Tage geben, während derer alte Angewohnheiten und Unsitten wieder aufflackern. Wenn Du diese als einen Teil der Krankheit anerkennst, wirst Du helfen, einen weiteren Trinkanlass zu vermeiden oder zu begrenzen.

Erhalte ein gesundes Gefühlsleben in Deinem Heim

Meckern, Nörgeln und Streit macht Dein Heim sowohl für Dich und die Kinder, wenn es welche gibt, als auch für den Alkoholiker zu einem unglücklichen Platz. Wenn Du zu sehr in Deinen Gefühlen aufgehst oder im Trinken des Alkoholikers, leiden die Beziehungen der Kinder zu Dir. Wenn Deine Haltung gegenüber dem Alkoholiker negativ ist, nehmen die Kinder Partei und werden in ihrem Denken verwirrt. Sie können oft lernen, ihren alkoholischen Elternteil anzuerkennen, zu verstehen oder mit ihm fröhlich zu sein, trotz des Trinkens. Die Heimatmosphäre beeinflusst jedes Familienglied, besonders aber die Wiederherstellung des Alkoholikers.

Versuche nicht, einen Alkoholiker vor dem Alkohol zu schützen

Dieses ist einer der schnellsten Wege, ihn oder sie zu einem slip zu bringen. Wenn Du andere Leute warnst, dem Alkoholiker Alkohol zu servieren, rührst Du alte Gefühle auf von Schuldbewusstsein und Unzulänglichkeiten. Der Alkoholiker muss in einer Welt leben, ehrlich nein zu sagen. Ebenso beziehe Dich nicht auf den Alkohol und alte Trinksitten, wenn er oder sie nicht davon anfängt. Wenn der Alkoholiker die Sache zu diskutieren wünscht, so tue es ganz natürlich.

Ermutige neue Interessen und Aktivitäten

Ohne den Alkohol im Leben des Alkoholikers gibt es eine Menge freie Zeit in seinem oder ihrem Leben. Ermutige neue Interessen und Aktivitäten, auch wenn Du sie nicht völlig verstehst. Beteilige Dich an neuen Tagen, wenn er oder sie es wünschen. Entwickle selbst neue Interessen oder frische alte wieder auf. Über allem aber versuche neue Wege zu finden, das Leben zu genießen und zusammen Spaß zu haben, der nicht vom Alkohol abhängig ist.

Lass Dich durch Fehler nicht entmutigen

Lass Dich nicht entmutigen durch Fehler, die Du machst oder die Unfähigkeit des Alkoholikers, schnell ausreichende Nüchternheit zu erlangen. Bedenke, es braucht viele Jahre, bevor man ein Alkoholiker wird und die alten Wege oder Reaktionen auf Alkohol sind fest eingewurzelt. Das Wichtigste ist, nicht apathisch zu werden und nicht aufzuhören zu versuchen, sonst kannst Du genauso krank oder verwirrt werden wie der Alkoholiker selbst. Zwei kranke Leute können sich aber schwerlich behilflich sein. Ob Dein Partner oder Freund eine dauerhafte Nüchternheit finden kann oder nicht, es gibt immer einen Weg für ein zufriedenstellendes Leben für Dich selbst oder für Dich und die ganze Familie. Es kommt ganz auf den Umfang der Hilfe an, den Du und der Alkoholiker brauchen.

Vermittle Dein Wissen über den Alkoholismus anderen

Nachdem Du soviel unter der Auswirkung der Krankheit gelitten hast, kann Dein Einfluss groß sein bei der Hilfe für Nichtalkoholiker, mit den Problemen und Nöten der Alkoholiker und ihrer selbst fertig zu werden. Wenn es andere in ähnlichen Nöten gibt die Deine Hilfe suchen, widme Ihnen Deine Zeit.

Indem zu anderen hilfst, hilfst Du Dir selbst. Noch wichtiger: dieses wachsende Interesse außerhalb Deines eigenen brennenden Problems wird Deinen Glauben in andere und Dich selbst stärken.

Das Krankheitsbild des trockenen Rausches

Der umfassend verstandene Fachausdruck Trockener Rausch wird oft auf den Alkoholiker angewendet, dem es nicht gut geht, obwohl er nicht trinkt. Das Krankheitsbild des Trockenen Rausches besteht aus einer Reihe von Symptomen, die gleichzeitig auftreten und ein abnormes Verhalten kennzeichnen. Da das Psychopathische in den Ansichten und dem Verhalten des Alkoholikers während der Zeit seines Trinkens allgemein anerkannt wird, wird das Fortbestehen dieser Charakterzüge - nachdem der Alkoholiker das Trinken aufgegeben hat - ebenso psychopathisch zu beurteilen sein. Der Ausdruck Trockenrausch bezeichnet daher das Ausbleiben einer Wandlung in eine erstrebenswerte Richtung in Haltung und Verhalten des Alkoholikers, der nicht mehr trinkt. Die Folgen des Ausbleibens dieser angestrebten Wandlung ist, dass der Alkoholiker Schwierigkeiten in seinem Leben hat. Der Trockene Rausch kann bei jedem Alkoholiker vorkommen. Im folgenden Text wird vorausgesetzt, dass Männer und Frauen ihm gleichermaßen ausgesetzt sind. Es kann keinen Zweifel über die Ursache dieser Schwierigkeiten geben.

Erkennbare Anzeichen
Ein deutliches Kennzeichen des Alkoholikers im Trockenrausch ist sein großspuriges Benehmen. Diese Großspurigkeit äußert sich sehr oft in einem nicht einsichtsvollen und sich selbst überschätzenden Verhalten, das andere verletzt oder ihnen sogar komisch erscheint. Indem er alles in seiner Umgebung auf sich selbst bezieht, scheint der Alkoholiker unfähig zu sein, die Bedürfnisse und das Feingefühl seiner Mitmenschen zu sehen. Er kann fortwährend auf Ihre Kosten selbst überheblich sein oder seine Fähigkeiten überschätzen, in jedem Fall ist sein Verhalten deutlich nicht realitätsbezogen und kann je nach den Umständen in seiner Auswirkung vom Spaßhaften bis zum Boshaften variieren.

Offensichtlich verwandt mit dem großspurigen Benehmen des Alkoholikers ist seine Art, strenge und fertige Urteile zu haben. Fertige Urteile in diesem Zusammenhang heißt, dass der Alkoholiker geneigt ist, Ansichten gewöhnlich mit den Ausdrücken gut oder schlecht zu äußern, Ansichten, die sehr deutlich nicht zur Realität passen. Da er geneigt ist, mit sich selbst scharf zu Gericht zu gehen (besonders was sein Trinken betrifft), können andere manchmal fühlen, dass er ein tiefes Gefühl der eigenen Wertlosigkeit hat. Dieses Gefühl jedoch oberflächlich verkleinert, da der Alkoholiker die gleichen strengen Wertmaßstäbe auf seine Familie, seine Verwandten, Freunde, Kollegen und seinen Arbeitgeber anwendet wie auf sich selbst. Sie fühlen mit gewissem Recht, dass er sich am wenigsten Kritik leisten kann und dies allein ist der genügende Beweis, dass seine Haltung im Grunde nicht realitätsbezogen ist, egal ob seine Urteile nun in Wirklichkeit einen gewissen Gehalt an Wahrheit haben.

Der Alkoholiker kann weiterhin äußerst ungeduldig sein. Ungeduld kennzeichnet seine Reaktionen anderen gegenüber und im Leben selbst. Ein Verhalten also, das nicht wirklichkeitsbezogen ist, da es die augenblickliche Erfüllung seiner Forderungen notwendig macht. Es ist typisch, dass der Alkoholiker sofortige Belohnung für sein Bemühen und augenblickliche Erleichterung seiner Belastungen und Schwierigkeiten erwartet. Anzeichen der Ungeduld sind sein Zorn oder seine Niedergeschlagenheit, wenn die gesuchte Erfüllung nicht schnell genug kommt.

Großspurigkeit, vereinfachte Urteile und Ungeduld kennzeichnen die Ansichten und das Verhalten des Alkoholikers und diese Züge sind so fest in seinem Leben verankert, dass sie anderen Oft regelrecht als kindisch erscheinen. Ganz wörtlich: er ist in vieler Hinsicht ein Kind. Er wird leicht gelangweilt, abgelenkt und verwirrt. Sein Erfolg auf lange Sicht wird dauernd durch das momentane Wechseln seiner Gefühle gefährdet;. Zu jeder Zeit ist es möglich, dass er seine Murmeln oder Klicker nimmt und nach Hause geht. Er kann unfähig sein Dinge zu schätzen, an denen sich reife Menschen erfreuen, z.B. Lesen, Gespräche oder ein Film. Seine Begeisterungsfähigkeit ist sehr oft die eines Kindes in Ausdauer und Stärke. Die Unzufriedenheit scheint sein dauernder Lebenszustand zu sein.

Auswirkungen in der Familie

Der Alkoholiker, der einen Trockenen Rausch hat, scheint unfähig zu sein, sich selbst realistisch einzuschätzen. Dies bedeutet, dass er in den meisten Fällen nicht fähig ist sich so zu sehen, wie andere ihn sehen. Wie sehr er auch in Schwierigkeiten ist, beharrt er trotzdem darauf, sich selbst als schuldlos oder als Opfer der Umstände, die über seine Kontrolle hinausgehen, zu empfinden. Je fester er von seiner Schuldlosigkeit überzeugt ist, desto zäher und klüger wird seine Ablehnung der Hilfe sein, da der 1. Schritt zur Wiederherstellung einer normalen Situation darin besteht, dass er die Verantwortung dafür auf sich nimmt. Das unmittelbare Problem für die, die ihm ernsthaft helfen wollen besteht darin, Bedingungen zu ermöglichen, unter denen er beginnen kann, eine realistische Selbsteinschätzung zu erreichen. (wie diese Selbsteinschätzung erreicht werden kann, soll später erörtert werden).

Unglücklicherweise kann die Familie des Alkoholikers diese Bedingungen nur schwer herstellen. Der Alkoholiker ist wieder Mittelpunkt vieler Familienstreitigkeiten. Die Reaktion der Familie auf sein Verhalten kann von Entmutigung und Bestürzung bis hin zur Niedergeschlagenheit, Empörung und Bitterkeit reichen. In einer von Aggressionen geladenen Atmosphäre ist die Familie gewöhnlich nicht fähig, den Alkoholiker leidenschaftslos zu sehen. Objektiv in Ihrem Verhalten gegen den Alkoholiker zu bleiben, wird äußerst schwierig, wenn nicht gar unmöglich. Das Verhalten des Alkoholikers war als im allgemeinen unrealistisch beschrieben worden, gerade die Objektivität, die die ganze Familie ihm nicht geben kann, braucht er verzweifelt. In einigen Fällen kann es notwendig sein, den Alkoholiker zu überreden, sich selbst als Hilfe anzubieten. Die auf sich selbst gestellte Familie die versucht, diesen Heilungsprozess durchzuführen, steht oft vor erschreckenden Folgen für den Alkoholiker und für sich selbst.

Die am meisten befriedigende Alternative für alle Betroffenen ist, Hilfe außerhalb der Familie zu suchen. Das sind u.a. Heilstätten, Beratungsstellen, Al-Anon-Familiengruppen und der AA-Sponsor des Alkoholikers, wenn er einen hat. (Beratungsstellen und Heilstätten wohl nur in größeren Städten, Al-Anon und AA sind fast überall erreichbar). AA ist die größte, erste Quelle einer sofortigen Hilfe. Die Heilstätten versorgen die Familien mit Informationsmaterial, Hilfe bei der Entscheidung über die Notwendigkeit der Behandlung eines Alkoholikers und sind darauf spezialisiert, ihm die angemessenen Möglichkeiten einer Therapie zu geben. Die Beratungsstellen sind mit geschulten und qualifizierten Leuten besetzt. Diese Stellen sind so ausgerüstet, dass sie dem Alkoholiker helfen, mit seiner besonderen Situation fertig zu werden. Meistens arbeiten sie in der Art einer ambulanten Behandlung.

Definition

Der Trockene Rausch ist ein Ausdruck, der aus zwei für den Alkoholiker bedeutsamen Worte zusammengesetzt ist. Trocken in der einfachsten Bedeutung heißt, dass er sich vom Alkohol fern hält, während Rausch eine tiefe pathologische Voraussetzung meint, die sich aus seinem Alkoholgenuss ergibt. Zusammengenommen bedeuten die Wörter eine Intoxikation ohne Alkohol. Da das Wort Intoxikation vom Griechischen Gift abgeleitet wird, bezeichnet der Trockene Rausch einen Geisteszustand und eine Verhaltensweise, die giftig und deshalb tödlich ? für das Wohlergehen des Alkoholikers ist. Solches Verhalten kommt allerdings auch im Leben von Nichtalkoholikern vor. Zum Beispiel der Geschäftsmann, der sich in einer Verkehrsstockung voller Ärger wie wild auf die Hupe wirft; auch die Hausfrau, die zu ihrem Leidwesen jeden Montag dreißig Jahre lang die Wäsche der Familie waschen muss und folglich die Familie dafür anklagt, sie schmutzig zu machen, scheint ihre Aufgabe in der Familie nicht richtig einzuschätzen. Beide zeigen ein Verhalten, das nicht der Realität entspricht und der Situation nicht angemessen ist. Die selbst destruktive Verhaltensweise des im Trockenen Rausch befindlichen Alkoholikers ist verschieden im Grad ihrer Intensität, aber nicht in ihrer Art. Der Alkoholiker hat sich in den Jahren seines Trinkens eine äußerst unangemessene und absolut unreife Art angewöhnt, Lebensprobleme zu lösen.

Verlauf

Wenn der Alkoholiker offensichtlich unzufrieden mit sich selbst ist aber nicht weiß warum, zeigt sich die fehlende Selbsterkenntnis ganz deutlich. Sehr oft seien die Schwierigkeiten seines vergangenen Lebens der Grund, die Gegenwart zu vergiften, und sie wirken sich direkt auf sein augenblickliches Gefühl aus. Er missbilligt streng sein Verhalten, das die Gesellschaft als niedrig, unkontrolliert, selbstsüchtig und verachtenswert bezeichnet. Aber er kann und will sich nicht die Impulse zu eigen machen, die solch ein Verhalten lenken. Anstatt die Wirklichkeit anzunehmen versucht er lieber, seine Selbstachtung zu retten indem er sagt: Das alles über mich war und kann gar nicht wahr sein. Aber dieser Schachzug ist nicht ganz erfolgreich, weil er erkennt, dass gewisse Gefühle, Regungen, Wünsche usw. unangenehm für ihn sind; so ergibt sich ein Widerspruch aus dem, was er unklar als Wahrheit erkennt (über seine Gefühle, Regungen, Wünsche usw.) und was ihm seine Selbstachtung erlaubt als Wahrheit anzunnehmen. Dieser Widerspruch ist untragbar auf jeder bewussten Ebene. So verdrängt er ihn aus seinem Bewusstsein und nimmt zu verschiedenen Manövern Zuflucht, die verhindern sollen, ihn offen einzugestehen. Soweit es diesen Manövern gelingt, das zu verhüllen, was Selbstachtung des Alkoholikers im Wege steht, wird er gar nicht merken, dass er sie ausführt, sie wirken sich direkt auf sein augenblickliches Gefühl aus. Er missbilligt streng sein Verhalten, das die Gesellschaft als niedrig, unkontrolliert, selbstsüchtig und verachtenswert bezeichnet. Aber er kann und will sich nicht die Impulse zueigen machen, die solch ein Verhalten lenken. Anstatt die Wirklichkeit anzunehmen versucht er lieber, seine Selbstachtung zu retten, indem er sagt: Das alles über mich war und kann gar nicht wahr sein. Aber dieser Schachzug ist nicht ganz erfolgreich, weil er erkennt, dass gewisse Gefühle, Regungen, Wünsche usw. unangenehmn für ihn ist. Es kann sogar zu einem regelrechten Leugnen der Wahrheit über sich gegenüber sich selbst und anderen kommen. Er kann manchmal alle Tatsachen wissen, wird ihre wirkliche Bedeutung aber doch nicht richtig erkennen. Er sieht nicht den tieferen Sinn einer Feststellung wie: Ja, ich bin jetzt drei Jahre in AA und es hat mir wirklich sehr geholfen, obwohl ich neunmal gekippt bin.


Hilfsmaßnahmen

Der Alkoholiker, der den Trockenen Rausch hat, führt ein leeres Leben. Die Art seiner Erfahrungen in der Vergangenheit und die Art, wie er die Gegenwart erfährt hindern ihn daran, die Erfüllung zu erreichen, die andere in ihrem Leben finden. Er ist offensichtlich außerordentlich begrenzt in seiner Fähigkeit zu wachsen, zu reifen und an den Möglichkeiten teilzuhaben, die das Leben bietet. Ihm fehlt die Frische und Ungezwungenheit (nicht Erregbarkeit), die wirklich nüchterne Alkoholiker haben. Sein Leben ist in der Tat ein geschlossenes System und seine Verhaltensweise ist stereotyp, sich wiederholend und deshalb vorher bestimmbar. Er besitzt nicht die Fähigkeit, aus den vielen möglichen Wegen des Handelns den einen auszuwählen, der für ihn am besten geeignet ist. Seine Auswahlmöglichkeiten sind gering und unfruchtbar und er wird niemals jemanden damit überraschen, dass er sich selbst übertrifft.

Vorhandene Beweise zeigen, dass er Demut lernen muss ? dass es eine Kraft größer als er selbst gibt ? bevor er wirkliche Nüchternheit erfahren kann. Der Prozess der Selbsternüchterung verlangt vom Alkoholiker, dass er ein ungewohntes Maß an Selbstdisziplin in sein Leben hineinbringt. Anfangs kann ihm ein diszipliniertes Verhalten in Bezug auf Ehrlichkeit, Geduld und Verantwortlichkeit lästig und mühsam erscheinen, weil er sich an eine Art zu leben gewöhnen muss, die ihm voll Willkür und Schwierigkeiten zu sein scheint. Der Endpunkt seiner Bemühungen um Selbstdisziplin wird jedoch die Steigerung seiner Fähigkeit sein, kurzfristige Unannehmlichkeiten und sogar recht schmerzhafte auf sich zu nehmen, wenn er am langfristigen Ziel einer echten, dauernden Nüchternheit arbeitet.

Er sollte ermutigt werden, sehr gründlich zu überlegen, ob die 12 Schritte der AA für ihn noch Gültigkeit haben. Voller Hoffnung wird er anfangen, die ironische Torheit eines Alkoholikers richtig einzuschätzen der glaubt, dass er plötzlich wieder mit seinem Leben fertig wird, dessen Gesundheit außer Frage steht, der es folglich nicht nötig hat, sein Leben einer Kraft, die größer als er selbst ist zu übergeben, der eine Gewissensinventur für überflüssig hält, da er selten wenn überhaupt, im Unrecht ist und nicht länger vor der unbehaglichen Notwendigkeit steht, etwas wieder machen zu müssen. Wenn ihm einmal diese Ironie wirklich zu Bewusstsein kommt ? dass er es ist, immer noch unkontrolliert, immer noch machtlos, der diese bemerkenswerte Heilung erfahren hat ? dann kann er genug Demut in sich fühlen, um eine Wandlung wirklich zu wollen.


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