von Frau zu Frau
Aus den Statistiken geht eindeutig hervor:
Frauen am Steuer handeln verantwortungsbewusster als Männer.
Nach Verkehrsunfällen begehen doppelt so viele Männer wie Frauen Unfallflucht.
Dass wir Frauen alkoholisiert ein Fahrzeug führen ist allerdings auch nicht so selten, und die Tendenz ist eindeutig steigend. Im Jahr 1999 kamen auf ca. 170.000 Trunkenheitsfahrten von Männern, ca. 12.000 Trunkenheitsfahrten von Frauen.
Tatsache:
Der medizinischen- psychologischen Untersuchung (MPU) müssen sich seit den letzten Jahren immer mehr Frauen unterziehen.
Dieses spiegelt die geänderte Rollenverteilung von uns Frauen in der Gesellschaft wider. Wir besetzen Leistungspositionen, haben ein gewachsenes Selbstbewusstsein und nehmen vielleicht auch männliche Verhaltensweisen an.
Wir stellen bei dem „Idiotentest“ zwar immer noch eine Minderheit dar, aber unser Schicksal ist mehr als optimistisch.
Bei unseren Geschlechtsgenossen ist dieses anders:
Sie gehen jeden Abend in ihre Stammkneipe und trinken Bier.
Sie trinken nicht nur ein Bier, sondern mehr. Auch Schnaps.
Das ist normal, das ist „männlich“.
Alkoholkonsum bei Männern wird in unserer Gesellschaft stärker toleriert, als der von uns Frauen.
Von Männern würde man niemals behaupten sie wären „charakterschwach“, nur weil sie alkoholisiert gefahren sind, obwohl sie sich nur 5- 6 Bier „zur Brust genommen haben“.
Somit haben wir ein deutliches Problem. Unsere Angewohnheiten, seien sie auch „männlich“, werden von unserer Gesellschaft noch nicht ausreichend toleriert.
Eignen wir uns ein „männliches“ Trinkverhalten an, werden wir in der Regel schlecht angesehen.
Führen wir dann unter Alkoholeinfluss ein Fahrzeug, ist unsere Ausgangslage für den Gutachter der MPU denkbar schlecht.
Obwohl wir mit bestehenden Vorurteilen der Männer zu kämpfen haben, existiert eigentlich keine Sonderbehandlung bei der MPU für uns, wenn es sich um den äußern Rahmen und die Reaktionsteste handelt.
Der Gutachter der medizinischen- psychologischen Untersuchung könnte dieses jedoch anders sehen. Im Gegensatz zu Männern mit Trunkenheitsfahrten, legen Gutachter bei uns Frauen gesteigerten Wert auf die Erforschung des sozialen Umfeldes (Beruf, Familie, Beziehung, Kinder, …) und die Belastbarkeit unserer Nerven.
Vorurteil der Gutachter:
Frauen, die regelmäßig Alkohol trinken, haben ein Alkoholproblem.
Sie sind „Problem- Trinker“.
Definition Problemtrinker:
Personen, die wegen ihrer nicht gelösten Probleme übermäßig Alkohol trinken. Eine positive MPU ist nur dann denkbar, wenn nicht nur der Alkoholkonsum eingeschränkt, sondern auch die Fähigkeit erworben wird, mit Problemen zu leben und diese verarbeitet können.
Folge:
Aus Spaß an der Freude oder weil es uns gut geschmeckt hat, dürfen nach Ansicht des Gutachters, nur Männer Alkohol trinken. Dennoch ist es nicht ganz unbegründet, dass die Gewichtung der
Untersuchung bei uns Frauen auf der seelischen Belastbarkeit liegt. Dieses wird deutlich aus der sozialen Stellung der meisten Frauen und aufgrund der Tatsache, dass der weibliche Körper empfindlicher auf Alkohol reagiert als der männliche.
Beispiel:
Mann: 60 kg - 5 Gläser Bier = 0,88 Promille
Frau: 60 kg - 5 Gläser Bier = 1,21 Promille
Der extreme Unterschied der Promille bei gleichem Alkoholkonsum folgt aus dem naturbedingten höheren Fettgewebeanteil der Frau.
Der Gutachter setzt allgemein voraus:
Frauen müssten Vorsichtiger im Umgang mit Alkohol sein, da bei Frauen die subjektive Alkoholempfindlichkeit schon bei geringen Mengen höher ist als bei Männern.
Für die Mehrheit von uns Frauen gilt:
Wir sind heimliche oder Allein-Konsumentinnen, da infolge von gesellschaftlichen Maßstäben, da wir die üblichen „männlichen“ Trinkorte wie Kneipen, Kegelvereine meiden oder meiden müssen.
Unterschied Trinkverhalten bei Frauen und Männern:
Männer trinken in erster Linie gerne Bier, Wein und Schnaps. Wir hingegen bevorzugen Sekt, Wein und Liköre.
Achtung:
Liköre hingegen lassen auf ein „heimliches Trinken“ schließen, da schon bei geringer Menge eine Alkoholwirkung vorliegt.
Übermäßiger Alkoholkonsum:
Trinken wir Frauen zuviel, wird uns vom Gutachter der MPU automatisch ein seelisches Problem unterstellt, da wir uns ein typisches „männliches“ und somit wesenfremdes Trinkverhalten angeeignet haben. Dieses wird als Charakterschwäche gewertet. Dennoch übersehen viele Psychologen und Gutachter, dass es inzwischen zur Wirklichkeit gehört, dass auch Frauen in der Öffentlichkeit (z.B. Kneipe) Alkohol konsumieren.
Gutachter gehen bei uns Frauen stärker auf die psychosozialen Hintergründe ein, da wir Frauen durch unsere Erziehung und unseren Lebenslauf, im klassischen Fall immer noch „Ehefrau, Mutter und
Hausfrau“ sind. Somit wird davon ausgegangen, dass wir ein größeres Verständnis für das Zwischenmenschliche als Männer haben.
Grundsätzlich macht der Gutachter keinen Unterschied, ob die Ehefrau- Mutter- Hausfrau- Rolle im konkreten Fall zutrifft.
Kritik an der MPU bei Frauen:
Obwohl man als der Auftraggeber einer MPU ist kann man keinen Einfluss darauf nehmen, ob man von einem Gutachter oder einer Gutachterin „untersucht“ wird.
Wichtig:
Bei der Auswahl der Begutachtungsstelle nicht erwähnt, dass wir uns als Frau von einer Gutachterin untersuchen lassen können, wenn wir dieses möchten.
Der Gutachter müsste am besten wissen, dass wir als Frau niemals wie ein Mann empfinden. Da einerseits unser besonderes Empfinden in der MPU sehr stark gewichtet wird, und da wir andererseits eine Minderheit bei Trunkenheitsfahrten darstellen, müsste bei den Begutachtungsstellen ein gesonderter Hinweis für uns erfolgen.
Eine Gutachterin zu wählen ist angebracht, wenn es sich z.B. um Probleme in der Mutterschaft oder der Erziehung der Kinder handelte, die zu einer Überforderung und zum übermäßigen Alkoholkonsum führten.
Fakten:
Die Lebensumstände von uns Frauen decken ein breiteres Spektrum ab als das von Männern. Die Verhaltensmuster von uns Frauen sind vielschichtiger als die von Männern, da wir uns entweder auf unsere Karriere, oder keinen Beruf außerhalb der Familie, konzentriert haben. Deshalb ist es nicht immer ratsam sich von einer Gutachterin untersuchen zu lassen.
Die Wahl zwischen Gutachter oder Gutachterin bleibt Ihnen überlassen.
Das „Frauen- Unternehmer- Syndrom“:
Es ist bei uns Frauen heutzutage häufiger anzutreffen als früher. In der MPU ist diese Einstellung sowohl für Männer und Frauen eher schädlich, da für den Gutachter ein solches ausgeprägtes Selbstbewusstsein ein Zeichen dafür ist, dass die Untersuchte ihre eigenen Interessen vor die Interessen anderer stellt und sich den Regeln nicht oder nur sehr schwer unterwirft.
Bezogen auf die Verkehrsteilnahme geht der Gutachter von Verantwortungslosigkeit und mangelnder Rücksichtnahme aus. Zeigen wir als Frau in dem Untersuchungsgespräch mit dem Gutachter
ein übermäßiges Selbstbewusstsein, verletzen wir die Vorstellungen des Gutachters, da wir einerseits das Bild der einfühlsamen und verantwortungsbewussten Frau und andererseits das überkommene
Rollenverständnis, das bei den Gutachtern immer noch vorhanden ist.
Tipp:
Falls Sie der Meinung sind, dass die Fragen die in der MPU auf Sie zukommen, einen Lebensbereich betreffen, die eine Frau besser verstehen und nachvollziehen kann als ein Mann, bestehen Sie darauf, sich von einer Gutachterin untersuchen zu lassen.
Deshalb:
- Wissen ist Macht!
- Gehen Sie nicht unvorbereitet in die MPU!
- Auch wenn lediglich nur die Tatsache besteht, dass Sie, wie auch Männer in der gleiche Situation geraten sind, müssen Sie sich vor Augen halten, dass Sie zusätzlich auch noch das Problem haben, als Minderheit in einer von Männern dominierten Welt, die MPU zu meistern.
- Lassen Sie nicht außer Acht, dass wir uns genauso gut wie Männer mit dem Thema Alkohol beschäftigt haben müssen.
- Grundsätzlich gibt es für Frauen weder Vorzüge, Milde noch irgendwelche Sondertests.