Alkohol und Medikamente
Weil bei Alkoholkranken leicht eine Suchtverlagerung vom Alkohol zu Medikamenten (oder Drogen u.a.) auftreten kann, muss der Medikamentengebrauch mit grösster Vorsicht genutzt werden. Gerade der Konsum von Psychopharmaka mit Suchtpotential führt sonst schnell in eine neue Abhängigkeit.
Generell gilt, dass sich viele Beschwerden ohne Medikamente bewältigenAlkoholismus medikamentös behandeln? lassen und stattdessen psychologische Methoden eine Hilfe sein können (z.B. Entspannungsverfahren wie Autogenes Training, Progressive Muskelrelaxation, Yoga oder ein Stressbewältigungstraining ). Auch kann in den meisten Fällen eine Alkohol-Entwöhnungsbehandlung zu neuen Lösungen verhelfen und Medikamente überflüssig machen.
Tabletten gegen Alkoholprobleme?Dennoch gibt es bestimmte Begleiterkrankungen, die eine medikamentöse Behandlung erforderlich machen können. Als Beispiele seien hier genannt: körperliche Erkrankungen (z.B. Bandscheibenschaden mit starken Schmerzen), schwerste Depressionen und psychiatrische Erkrankungen (Schizophrenie, manisch-depressive Erkrankung). Wichtig ist dabei, dass der behandelnde Arzt Erfahrung in der Behandlung von Suchtkrankheiten aufweist und von der Alkoholkrankheit des Betroffenen Kenntnis hat. Der Patient sollte eine vertrauensvolle und selbstsichere Haltung einnehmen. Generell gilt, Medikamente nicht plötzlich und ohne Rücksprache mit dem behandelnden Arzt abzusetzten.
An dieser Stelle werden wichtige Medikamentengruppen und einige verbreitete Medikamente, die in der Alkoholtherapie häufig anzutreffen sind, genannt.
Distraneurin (Clomethiazol) wird erfolgreich zur Behandlung von Entzugssymptomen und des Delirium tremens eingesetzt. Gleichzeitig besitzt es selbst ein hohes Suchtpotential und darf daher nur im stationären Rahmen kurzzeitig (wenige Tage) eingesetzt werden.
Alkoholismus: Campral kann gegen Suchtdruck helfen Campral (Acamprosat) ist ein “Anti-craving”-Medikament, dass den Suchtdruck verringern soll. Es ist seit 1996 in Deutschland erhältlich und soll kein eigenes Suchtpotential enthalten. Die Nebenwirkungen sind relativ gering. Erste Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass Campral die Rückfallhäufigkeit bei bestimmten Personen reduzieren kann. Die Medikation kann bis zu einem Jahr sinnvoll sein, ist aber nur erfolgversprechend bei gleichzeitig stattfindender (ambulanter) Entwöhnungsbehandlung und Selbsthilfegruppenbesuch.
Antabus (Disulfiram) gehört zu der Gruppe der aversiven Medikamente. Bei gleichzeitigem Alkoholgenuss treten schwere Nebenwirkungen auf, die dazu führen sollen, dass der Alkoholabhängige keinen Alkohol trinkt. Die Medikation erscheint nur sinnvoll bei gleichzeitiger Teilnahme an einer Therapie. Das Medikament darf nur freiwillig und bei hoher Therapiemotivation angewendet werden.
Antidepressiva und Neuroleptika können bei bestimmten Erkrankungen sinnvoll und notwendig sein. Ggf. ist im Einzelfall auch eine längerfristige Medikation angezeigt. Diese Medikamente haben kein Suchtpotential, können also (zumindest nicht körperlich) abhängig machen. Gleichwohl können bei längerem Gebrauch gravierende Nebenwirkungen auftreten. Diese Medikamente dürfen nicht plötzlich abgesetzt, sondern müssen ggf. ausgeschlichen werden.
Schmerzmittel sind bei längerem Gebrauch oder in höherer Dosis nicht ungefährlich. Besonders Mischpräparate, die zusätzlich Codein oder Coffein enthalten, können abhängig machen. Zudem besteht das Risiko von schweren Nierenschäden.
Beruhigungsmittel und Schlaftabletten haben hohes MissbrauchspotentialSchlaf- und Beruhigungsmittel (Hypnotika/Tranquilizer) besitzen ein hohes Suchtpotential. Schon nach 2 Wochen ist eine Gewöhnung mit Dosissteigerung möglich. Auch diese Medikamente dürfen nicht plötzlich abgesetzt, sondern müssen ggf. ausgeschlichen werden.
Alkoholhaltige Medikamente können einen Alkoholrückfall auslösen und sollten daher vermieden werden. Auch Naturmedizin und hömöopathische Arznei ist oft in alkoholischer Flüssigkeit gelöst. Bei Bedarf sollte auf alkoholfreie Tabletten oder Dragees ausgewichen werden.