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Trinkertypen

Anmerkung: Wenn heutzutage von der Klassifizierung des Alkoholkonsumenten bzw. von Trinkertypen geredet wird, ist meist vom Modell von Prof. Jellinek die Rede.

Dieses Modell stammt aus dem Jahre 1960, ist eine statistische Auftragsarbeit der WHO und basiert auf der Befragung von (lediglich) 2000 anonymen Alkoholikern. Mittlerweile ist es nicht unumstritten und es gibt einige andere Ansätze, die ich hier auch vorstellen möchten. Als Suchtkranker messe ich jedoch eine Therapie nicht daran, ob sie stimmt, sondern ob sie funktioniert.

 

Jellinek (1960) - Typologie

Diejenige Typologie, die am weitesten verbreitet ist, stammt von Jellinek (1960). Aus der Analyse von 2000 Fragebögen an anonymen Alkoholikern konnte er fünf Prägnanztypen feststellen.

Alpha Typ
Beim Alpha-Trinker ist das Trinkverhalten vorwiegend psychologisch motiviert, d. h. er trinkt besonders in Streß-, Konflikt- oder Problemsituationen. Mengenkontrollverluste gibt es bei ihm kaum. Im Vordergrund steht die psychische Abhängigkeit.

Beta Typ
Der Beta-Trinker (auch Gelegenheitstrinker) trinkt vor allem bei gesellschaftlichen Anlässen, allerdings besteht bei ihm die Tendenz alltäglich solche Gelegenheiten vorzufinden.

Gamma Typ
Beim Gamma-Trinker steht - wie auch beim Alpha-Trinker - die psychische Abhängigkeit im Vordergrund. Allerdings treten bei ihm gehäuft Kontrollverluste auf. In diesen Phasen konsumieren die Betroffenen dann derart viel Alkohol, bis aufgrund vom Schweregrad der Berauschung keine weitere Alkoholzufuhr mehr möglich ist.

Delta Typ
Der Delta-Trinker ist vorwiegend in Regionen anzutreffen, in denen aus sozioökonomischen Gründen (z. B. in Weinbauregionen) häufig Alkohol zur Verfügung steht. Starke Berauschungen und Kontrollverluste gehören nicht zum klassischen Bild dieses Typs. Trinken um bestimmten Blutlkoholspiegel zu halten, fallen selten auf da man sie selten echt betrunken sieht. Mit der Zeit steigt der Spiegel auf Werte, die für andere Menschen tödlich sein können. Sie sind abhängig, weil sie nur mit Alkohol funktionieren. Ein sinken des Alkoholspiegels führt zu Entzugserscheinungen.

Epsilon Typ
Der Epsilon-Trinker ist durch Perioden extrem starken Trinkens, in denen oft tagelang durchgetrunken wird, und dazwischenliegend oft längeren Phasen des Nichttrinkens gekennzeichnet.
Edwards & Gross (1976) - Alkoholabhängigkeitssyndrom

Edwards & Gross definierten 1976 das Alkoholabhängigkeitssyndrom. Darauf basiert die SESA (Skala zur Erfassung der Schwere der Alkoholabhängigkeit) und ist Grundlage für die Alkoholabhängigkeits-Diagnose nach ICD-10.

Einengung des Trinkverhaltens
Bsp.: Betrunken werden war wichtiger als meine nächste Mahlzeit.
Bsp.: Es war schwierig für mich, Gedanken an Alkohol loszuwerden.

Körperliche Entzugssymptome
Bsp.: Ich zitterte morgens stark am ganzen Körper, wenn ich nichts Alkoholisches zu trinken hatte.
Bsp.: Ich wachte verschwitzt auf.

Alkoholkonsum zur Vermeidung von Entzugssymptomen
Bsp.: Ich trank morgens Alkohol, um das Zittern loszuwerden.
Bsp.: Ich brauchte morgens Alkohol, um in Gang zu kommen.

Psychische Entzugssymptome (Verlangen)
Bsp.: Mein Drang, Alkohol zu trunken, war sehr stark.
Bsp.: Alkohol zog mich wie magisch an.

Toleranzsteigerung
Bsp.: Ich trank in letzter Zeit mehr als früher, um die gleiche Wirkung zu erzielen.
Bsp.: Ich vertrug mindestens die dreifache Trinkmenge gegenüberder Zeit, als ich begann, Alkohol zu trinken.

Extreme Toleranzsteigerung
Bsp.: Ich vertrug mindestens die zehnfache Trinkmenge gegenüber der Zeit, als ich begann, Alkohol zu trinken.

Toleranzumkehr
Bsp.: Ich trank in letzter Zeit weniger Alkohol als früher, hatte aber die gleiche Wirkung.
Bsp.: Ich brauchte in letzter Zeit immer weniger Alkohol, um ruhig zu werden.
Lesch (1992) - verlaufsorientierte Typologie

Lesch unterscheidet anders als Jellinek bezugnehmend auf Ursachen, Verlauf und prognostische Aspekte des Alkoholismus. Nach Lesch gibt es 4 Typen der Alkoholeinnahme.

Typ 1 - Alkoholeinnahme aufgrund von biologischem Verlangen
Toleranzentwicklung und schwere Entzugssymptome (Delir), keine wesentlichen Auffälligkeiten der Persönlichkeit, unauffällige Kindheit, starkes Verlangen nach Alkohol auch nach langen Phasen der Abstinenz, Psychotherapie und Selbsthilfegruppen sind erfolgsversprechend.

Typ 2 - Alkoholeinnahme aufgrund von psychologischem Verlangen
Alkohol als Bewältigungsstrategie und Angsttherapie, Störungen in der frühkindlichen Entwicklung, Einnahme von Psychopharmaka kann zu einer Verschiebung der Sucht führen, Therapieziel ist Verbesserung der Lebensbedingungen: absolute Abstinenz nicht immer notwendig.

Typ 3 - Alkoholeinnahme zur Behandlung von psychiatrischen Zustandsbildern
Alkohol als Selbstmedikation bei Befindlichkeitsstörungen und Schlafproblemen; Therapie: Antidepressiva und phasenprophylaktische Medikamente, Psychotherapie

Typ 4 - Alkoholeinnahme infolge frühkindlicher Vorschädigung und Entwicklungsstörungen
Alkohol als Selbstmedikation; stützende Gespräche, Förderung der Eigenkontrolle und evtl. niederpotente Neuroleptika und Nootropika sind angezeigt.

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