Kinder und Alkohol
Schwere körperliche und geistige Behinderungen wie Minderwuchs, Herzfehler oder Entwicklungsstörungen des Gehirns können die Folge sein.
Jährlich werden in Deutschland ca. 2200 Alkoholgeschädigte Kinder geboren.
Das Verhalten von Alkohol auf Kinder und Jugendlichen
Junge Menschen reagieren sehr empfindlicher auf Alkohol als Erwachsene: Je früher der Alkoholmissbrach einsetzt, umso verhängnisvoller wirkt er sich in körperlicher, seelischer und zwischenmenschlicher Hinsicht aus.
Im körperlichen Bereich
Gefahr der Alkoholvergiftung. Bereits eine Dosis von zwei Gramm pro Kilogramm Körpergewicht kann für das Kleinkind tödlich sein. Beim Schulkind liegt die Grenze bei etwa drei Gramm, beim Erwachsenen zwischen fünf und sechs Gramm pro Kilogramm Körpergewicht. Bei einer Alkoholvergiftung ist die Todesgefahr umso höher, je niedriger das Körpergewicht des Kindes ist. Zu beachten ist, dass die Wirkungsweise des Alkohols beim Kind anders verläuft: Die Merkmale der Enthemmung und Berauschung fallen weg; bereits eine Blutalkoholkonzentration von 0,5Promille kann beim Kind schlagartig Bewusstlosigkeit mit einem Absinken der Körpertemperatur und Atemstörungen hervorrufen.
Deshalb: Bei Alkoholvergiftung kleiner Kinder sofort in klinische Behandlung!
Es gilt als erwiesen, dass sich bei Jugendlichen organische Schäden durch Alkoholmissbrauch früher zeigen als bei Erwachsenen. Schon nach zwei bis drei Jahren Alkoholabhängigkeit kann es zu schwerer körperlicher Beeinträchtigung kommen.
Im seelischen Bereich
Da die Persönlichkeitsentwicklung des Jugendlichen noch nicht abgeschlossen ist, ergibt sich eine höhere Störbarkeit. Alkoholmissbrauch behindert den Prozess der Ablösung und Verselbstständigung. Er nimmt den Jugendlichen die Möglichkeit, positive Erfahrungen zu machen in der Auseinandersetzung mit sich und seiner Umwelt.
Im zwischenmenschlichen Bereich
Alkoholmissbrauch behindert oder verhindert Schulausbildung, Berufsausbildung und Partnerschaft. Der ??bergang in die Erwachsenenrolle wird erschwert. Ein Jugendlicher, der alkoholabhängig wird, verliert den Anschluss: einige Jahre später ist er körperlich geschädigt und aus der Bahn geworfen.
Was sind die Ursachen für den Alkoholismus Jugendlicher?
Der Leistungsdruck in der Schule und am Arbeitsplatz wurde genannt, die Jugendarbeitslosigkeit, Verlust von Identität und Individualität in der Massengesellschaft, Vereinsamung in der Anonymität großstädtischer Siedlungen, Reizüberflutung, Konsumorientierung, Strukturwandel der Familie, Verlust der Traditionen usw. Diese Schlagworte beschreiben die Welt, in der wir leben. Es ist unsere Welt, und kaum jemand möchte wohl ernsthaft in die patriarchalisch geordnete, Traditionsverankerte Familie der vorindustriellen Zeit zurück. Es scheint mir zu einfach, nur global die Gesellschaft zu kritisieren. Die Gesellschaft - wer ist das? Alle und niemand. Und keiner fühlt sich wirklich betroffen. Die Frage nach der Ursache des Suchtverhaltens führt in der Regel nicht sehr weit, besser ist es, nach den Funktionen zu fragen. Hurrelmann hat darauf hingewiesen, dass Konsum legaler und illegaler Drogen zur Befriedigung vielfältiger alters- und Entwicklungsbezogener Bedürfnisse beiträgt. Es identifiziert folgende psychosoziale Funktionen, bezogen auf das Jugendalter:
Drogenkonsum...
kann der demonstrativen Vorwegnahme des Erwachsenenverhalten dienen
kann eine bewusste Verletzung von elterlichen Kontrollvorstellungen zum Ausdruck bringen
kann Ausdrucksmittel für sozialen Protest und gesellschaftliche Wertkritik sein
kann ein "Instrument" bei der Suche nach grenzüberschreitenden, bewusstseinserweiternden Erfahrungen und Erlebnissen sein
kann jugendtypischer Ausdruck des Mangels an Selbstkontrolle sein
kann den Versuch dienen, sich auf einfache Weise Entspannung durch Genuss zuzuführen
kann eine Zugangsmöglichkeit zu Freundesgruppen eröffnen
kann die Teilhabe an subkulturellen Lebensstilen symbolisieren
kann eine Ohnmachtreaktion sein, wenn Konflikte und Spannungen im sozialen Nahraum überhand nehmen
kann ein Mittel der Lösung von frustrierendem Leistungsversagen sein
kann eine Notfallreaktion auf heftige psychische und soziale Entwicklungsstörungen sein.
Der Drogenkonsum ist in den alltäglichen Verhaltensmuster von Jugendlichen fest verankert, zumal das Erlernen des Umgangs mit legalen Drogen zu den in unserem Kulturkreis von allen Jugendlichen erwarteten Aufgaben der Entwicklung zum Erwachsenen gehört. Das frühere Lernfeld ist die Familie, und erst mit steigendem Alter orientieren sich Jugendliche an gleichaltrigen Gruppen (Hurrelmann).