Rückfall
Wer einen Rückfall nur als Ausdruck von Willensschwäche, Uneinsichtigkeit oder Krankhaftigkeit begreift, übersieht, das sich aus einem Rückfall viel lernen lässt. Wichtig ist noch: Der Anschluss an eine Selbsthilfegruppe stellt immer auch eine Maßnahme der Rückfallvorbeugung dar!
Rückfall: Ein Alptraum für die Angehörigen
Die häufigsten Anlässe für Rückfälle sind nicht Überredung, Streit oder schwere Schicksalsschläge an sich sonder Einsamkeit, Niedergeschlagenheit, Angst, Gereiztheit, Gekränktsein, unerklärliche Stimmungsschwankungen, Gefühle der Sinnlosigkeit und Leere, Anspannung und Nervosität.
Rückfälle geschehen meistens nicht auf Festen oder in Lokalen, sondern zu Hause. Dies bedeutet nicht, dass die Angehörigen für ein ausgewogenes Gefühlsleben des Betroffenen sorgen müssen! Dies ist ganz allein die Verantwortung und Aufgabe des Abhängigen. Die Angehörigen tun gut daran, wenn sie ebenfalls gut für ihre Gefühlslage und Bedürfnisse sorgen lernen.
Für Angehörige ist es ebenfalls wichtig, sich mit dem Rückfall auseinanderzusetzen wie für den Betroffenen selbst, weil der Rückfall bei der Genesung von Alkoholabhängigkeit eher die Regel als die Ausnahme ist. Das bedeutet, dass auch Sie als Angehörige mit solch einer Situation wahrscheinlich konfrontiert werden, wenn Sie mit einem Alkoholabhängigen zusammenleben. Für Sie ist es also wichtig zu lernen, wie Sie sich einem Rückfall verhalten können, damit Sie den Betroffenen nicht (unbewusst) in seinem Rückfallverhalten stützen.
Es ist eine Illusion zu glauben, durch Liebe, Fürsorge, In-Watte-packen und Fernhalten von Problemen verhindern zu können, das der Alkoholabhängige rückfällig wird.
Die Angehörigen haben nicht die Verantwortung für das Verhalten des Betroffenen. Ihr alkoholabhängiges Familienmitglied muss seine Erfahrung selbst machen können - auch schmerzliche. Erst wenn es/sie lernen, wie er/sie mit Enttäuschungen, Angst und andere schwierige Gefühlen umgehen kann, ohne zur Flasche zu greifen. Sie als Angehörige/r müssen lernen, Ihrem Partner nichts von seinen Aufgaben abzunehmen - auch dann, wenn er sie nicht so perfekt bewältigt, wie Sie es selbst vielleicht machen würden.
Machen Sie sich mit dem Gedanken vertraut, dass Sie den Alkoholkonsum Ihres Familienmitgliedes nicht verursacht haben und das es nicht in Ihrer Macht steht, einen Rückfall zu verhindern. "Wenn Du mich nicht dauernd kritisieren würdest, brauchte ich auch nicht zu trinken..." - Suchtkranke sind Meister darin, die Verantwortung für ihren Alkoholkonsum anderen zuzuschreiben. Versuchen Sie, nicht in diese Falle zu treten!
Haben Sie den Mit, sich zu fragen, was Ihnen fehlen wird, wenn das abhängige Familienmitglied nicht mehr abhängig ist. Dieser Vorschlag mag Sie zunächst verwirren oder sogar verärgern. Allerdings ist es ganz natürlich, das auch Ihnen vielleicht etwas fehlt, an das Sie sich gewöhnt haben. Sollte das abhängige Familienmitglied jetzt wieder selbst Dinge in die Hand nehmen, die Sie jahrelang übernommen haben, so bedeutet dass nicht, das Sie sich gleich damit wohl fühlen werden. So kann ein Rückfall durchaus altbekannte und vertraute Situation wieder herstellen.
Suchen sie sich Hilfeangebote für Angehörige von Alkoholikern in Ihrer Umgebung. Glauben Sie nicht, dass Sie alles allein bewältigen müssen. An Ihrem Wohnort oder in der näheren Umgebung gibt es vielleicht eine Beratungsstelle oder Selbsthilfegruppe, die sie aufsuchen können. Gestehen Sie sich selbst eine Veränderung in kleinen Schritten zu und vermeiden Sie es, sich zu überfordern oder Ihre eigenen Rückfälle in bekanntes Verhalten zu verurteilen. Machen Sie sich klar, was Sie tun werden, wenn die abhängige Person weiterhin trinken wird. Teilen Sie ihr Ihre Entscheidungen mit, wenn sie nüchtern ist.
Der Weg aus der Sucht braucht seine Zeit. Geduld, Gelassenheit und Toleranz für den Lebensweg anderer Menschen sind angebracht.